2008-02-14

Treibgut

Für mich beginnt heute ein neues Lebensjahr. Ein neuer Abschnitt vielleicht? Oder nur ein Moment des Innehaltens, um über das Vergangene zu reflektieren?

Menschen brauchen solche Abschnitte, um nicht die Orientierung zu verlieren. Genaue Angaben. Zeiteinheiten. Pünktlichkeit. Zeit ist zum kostbarsten Gut auf Erden geworden. Selbst der Reichste kann sich nichts davon kaufen.
Treibgut gleich haben wir uns dem Fluß der Zeit überantwortet. Der Fluß ist es, der uns vorandrängt, uns treibt. Nicht wir selbst.
Um uns herum und über uns hinweg spült das Leben selbst in grellbunten Farben und tosendem Lärm. Geblendet und betäubt werden wir fortgerissen. Für Ruhe bleibt uns keine Zeit. Niemand kann mehr stehenbleiben, ohne zuerst auf den Grund zu sinken, wo der Sand ihn bald begräbt.

Ich bin ein Kind unserer Zeit. Ich sah manchen, wie ein Stück Holz, immer oben treiben, und lustig auf den Wassern hüpfen, bis er dann in den Stromschnellen an einem Felsen zerbarst.
Auch mich hat der stete Strom rundgeschliffen, gleichförmig und gesichtslos gemacht in der Masse des Treibguts.
Zumindest war ich das, bis ich eines Tages vom Dickicht am Ufer aufgefangen wurde. Seither fließt all das bunte Treiben an mir vorüber, empört sich an meinem Stillstand. Doch glatt und rund wie ich bin, halte ich den Fluß nicht auf.

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